Mittwoch, 5. März 2008


Achtung: Die Papas kommen nach Nackterhof. Party! Was kann schöner sein, als ein Open Air im August. Drinks, Chicks and Chucks, Music and Papa Legba´s Blues Lounge

Montag, 2. Juli 2007

Der Besuch bei der alten Dame.

Ganz bald erscheint hier eine neue Geschichte aus meinem Leben.

Bitte dran bleiben und weiter erzählen.

Dienstag, 26. Juni 2007

Geschichten aus dem Beruf:: Umgang mit Veränderungen. Bilder aus einem Workshop

(Mal was grundsätzliches: Dieser Artikel erhebt keinen rein-wissenschaftlichen Anspruch. Es geht ums Fabulieren, fachsimpeln und um das genüssliche Lesen. Das Ende der Spassgesellschaft ist noch- ich wiederhole: noch lange nicht in Sicht!!)

Veränderung ist ja ein aktuelles Thema. Nach einer gefühlten Nachkriegsphase beruflicher Stabilität ("einmal bei der Post-immer bei der Post") sehen sich immer mehr Menschen gezwungen, etwas neues anzufangen. Nun ist es nicht so, dass wir schon immer veränderungsfrei leben. Wir wachsen und werden wieder kleiner, wir wechseln heute die Partner und die Autos wie das Hemd. Die Mitbürger, die seit 25 Jahren auf den selben Zeltplatz bei Sankt Peter Ording fahren, werden durchaus seltener anzutreffen sein. Allerdings nimmt das Thema Veränderung bei Job und Brötchenerwerb (man lernt einen Beruf, aber man hat einen Job, es sei denn man ist Politiker oder Beamter, die reklamieren für sich noch die Berufung, als Angestellter hat man beispielsweise eher einen Lehrerjob) in den Herzen und in den Medien ( das ist eine Unterscheid!) eine größere und stabilere Rolle ein, als beispielsweise die jüngste Liaison mit der neuen Nachbarin. Politiker achten streng darauf, die Worte Anstellung oder Beruf zu vermeiden, wenn sie über die Situation der Nichtpolitiker im Lande sprechen,- hier geht es "nur" um Jobs. In diesem Wort steckt die Instabilität schon latent drin, wie der Schnupfen in der Nase. Grund genug für viele verantwortungsbewusste Führungskräfte, externe Berater einzukaufen, um die anstehenden Veränderungen wie Umorganisation, Einkommensverlust, betriebsbedingte Kündigung mit Hilfe des Externen professionell anzugehen. Auch hier macht sich schon ein gewisser Gewöhnungseffekt bemerkbar. Die gängigen Veränderungskurven und die Bilder aus der Visionsarbeit sind bei "professionellen" mit Beratungsarbeit vertrauten Gruppen leicht abgedroschen und erfordern beim Durchführen und Anwenden immer ein bisschen Geduld und Schubs. Meistens lohnt es sich, die bekannten "Turnübungen" wieder mal durchzuführen, auch wenn jede anspornende Interventionserotik flöten gegangen ist. Leicht unterliegt der Berater dem Missverständnis, den Teilnehmern im Workshop sei kotzlangweilig, wenn er versäumt, die notwendige Dynamik und Gefühlstiefe (auch bei ihm selbst!) so deutlich werden zu lassen wie nötig: Die Teilnehmer haben nach 10 Jahren Umorganisation in einer Firma und dem Verlust einiger langjähriger Gefährten die schwarzen Gefühle über die ungewisse Zukunft ziemlich in den Speichermodus "Archiv" hineingeschoben. Kartenabfragen zum initialen Aufrauhen ( "Wie geht es mir mit dem Thema Veränderung?") ergeben im Mittel 90% negativ und 5 % positive Assoziationen und einen "Weiß nicht"-Teil. Ein solcher Initialbeginn ist immer hilfreich, da wie gesagt, die bedrohlichen Gefühle zum Zwecke des Erhalts der Arbeitsfähigkeit und der professionell erforderlichen Gute-Laune-Miene (wer bei mir stänkert, fliegt gleich raus) in den sleepmodus geschaltet werden. Außerdem sollte man als Berater nicht vergessen, dass die Leitenden Angestellten, solange deren Halbwertszeit im Betrieb nicht durch Staatsanwälte oder mit dem goldenen Schuss " (4,5 Mio Abfindung) abrupt beendet wird, in den grossen Firmen jedes halbe Jahr eine neue noch buntere Sau mit noch mehr Getöse durchs Dorf treiben, um die Leute bei der Stange zu halten, die man will und den Rest möglichst in den selbst mitgetriebenen Job-Suizid zu treiben. Das "schneller-höher-weiter"- Getreibe mit bunten CI/CD-gerechten Powerpoints und Slogan-Portalen und Angsteinflöss-Excels immunisiert mit der Zeit, wie der Daueraufenthalt eines Heuschnupfenopfers in einem Heuschober. Der Berater ist also teils der schlimmste Feind des Leitenden , teils dessen raffinierter Büttel, wenn er Veränderung mit Teams in Workshops bearbeitet. Ein weiterer starker Einfluss zur indifferenten Haltung vieler Teilnehmer rührt aus den Managementfehlern beim Umgang mit Veränderung her: Es wird gleichzeitig Angst (vor Entlassung) erzeugt, weil man ja mit der zu erwartenden Leistungssteigerung liebäugelt, wie auch Ziele vorgegeben werden, dazu regnen alle paar Monate die Privat- und Trivialvisionen auf die Mitarbeiter nieder, um bald darauf durch eine weitere Privatvision ersetzt zu werden. Dies alles wird durch die angeblich hohe Veränderungsgeschwindigkeit begründet. Überhaupt sind viele WS-Teilnehmer wie auch der Berater komplett verunsichert, ob den Leitenden grade genial das auftauen-destabilisieren-bewegen-konsolidieren gelingt, oder ob es nur so aussieht, also oder ob sich die genialen Gegenstrategien der vielen Verharrer und Verhinderer und Eigenzielinhaber neutralisieren. Letztlich scheint Auftauen usw, heute gar nicht mehr notwendig. Was nicht geht, wird verkauft. Keiner weiß mehr, was Sache ist. Es geht also darum, bei den Teilnehmern Mut und Stärke zu mobilisieren, aber nicht herbeizureden oder als Popanz zum Draufhauen an die Decke zu hängen. Es geht aber auch darum, den individuellen Eigenanteil an Betroffenheit deutlich herauszustellen. Bearbeiten mit dem Ziel der Konsequenz kann man ihn nicht, sofern dies nicht im Auftrag des Beraters enthalten ist- aber als Folge einer guten Erziehung ist es mehr als angemessen, wenigstens die Türe in diesen Raum zum intensiven Reinschauen für die Teilnehmer zu öffnen.

Montag, 25. Juni 2007

Living in the blues!!! Geschichten aus dem Leben

Das war der Auftritt meines Acoustic Blues Trios im Darmstädter Schlosskeller am Vorabend meines 51. Geburtstages. Es hat riesig Spass gemacht. Danke an die professionellen Zuhörer und an den genialen Bass und die Harp. Das hat gefunzt und gefunzt und gefunzt. Mehr als spannend war die Ungewissheit, ob es denn überhaupt gutgehen würde.- war doch der Bassler kurz vorher mit seinem Akustikbass auf dem Rücken auf selbigen Rücken mit Bass geplumpst und hatte sich mehrere Beine gebrochen. Er hatte den Gips-Blues. Komischerweise war der Bass heile geblieben. Gemessen an bereits erlebten Skandalen in Konzerten war dieses Konzert eher unauffällig. Ich erinnere mich an ein Blueskonzert, in dem der Frontmann (nicht ich, ich habe keine Prothese) seine Zähne beim geschmetterten Fortissimo den Headbangern vor die Füsse spuckte und streng im Rythmus zuckend, die Klapperzange wieder aufsammelte. wer Darmstadt kennt, weiß wer gemeint sein könnte aus der Tafelrunde der Bluesritter..
Mehr sehr guten Akustik-Blues gibt es im August in der alten Post in Brensbach (20 Years of Blue Label)

Der Besuch beim Friseur

Geschichten aus dem Leben. .

Ab und an kam immer wieder dieser Tag, an dem meine Mutter sagte: " Bub, du siehst so ungepflegt aus, du musst mal dringend zum Friseur." Ich bekam Geld in die Hand und die Ermahnung auf den Weg, ja den Rest des Geldes zurück zu bringen. Ich suchte den Friseurladen auf, setze mich auf einen freien Stuhl im Wartebereich und hatte immer das Glück, dass mindestens 8 Leute vor mir dran waren. Wie die Zeit totschlagen? Jetzt war Mut angesagt. Nach langer Bedenkzeit war der Entschluss gefasst: Rübergehen und eine Illustrierte holen. Diese Zeitungen peppten den Friseurbesuch extrem auf. Es gab Medien, die aus meiner damaligen Sicht den schneebedeckten Gipfel der Verworfenheit darstellten. Jetzt galt es die Hemmungen im geistigen Hinterzimmer einzuschliessen, zum Zeitungsstapel quer durch den Warteraum zu laufen und auch noch den Vorgang des Herausfriemelns (die interessanten Werke waren ja immer ganz unten im Stapel) ohne größere Gesichts- und Ohrenrötung zu überstehen. War das gewünschte gefunden, musste ich es mit unbewegter Miene zu meinem Sitzplatz transportieren und dann den steigenden Blutdruck und hämmernden Puls aufgrund des schlagartig wachsenden Interesses im Zaum halten. Die abgebildeten Mädchen sahen ja soooo viel netter aus, als die Klassenkameradinnen (ihr verzeiht..) im Turnunterricht in den ausgebeulten schwarzen Feinrippoutfits. Meine Zeitungsfreundinnen hatten oben (viel) mehr und achteten nicht so zwanghaft drauf , das "mehr" nicht zu zeigen, sie schienen besser gelaunt zu sein und auch grundsätzlich viel lockerer. Meine Laune stieg zum Hochpunkt und die Wartezeit verging wie im Flug. Plötzlich das harsche Ende: mein Friseur rief mich auf: Postille zusammenklappen, auf den Stapel legen und ab auf den Frisierstuhl. Die immer gleiche Eingangsfrage: "Faconschnitt?" Was sonst noch im Angebot war, habe ich nie erraten. "Faconschnitt" gehörte halt zum Ritual. Dann wurde gekämmt, angefeuchtet und geschnitten, gefönt, gekämmt und wieder geschnitten. Das ganze dauerte Stunden und endete mit dem obligatorischen Rundumsprühen mit dem Parfümflakon. Noch einmal mit der Schere zwicken, einmal den Raiserspiegel vorhalten, um die Ideallinie des Nackenschnitts mit undeutlichem Gemurmel absegnen zu lassen, fast war es geschafft. Hinter den Spiegeln sassen die Frauen unter den absurden Trockenhauben mit ihren absurden Lockenwicklern und schwätzten unablässig unerhebliches Zeug. Die Friseurmeisterin achtete fleißig darauf, den Fluss der Nichtigkeiten über Gott und die Frauenwelt in Gang zu halten. Die Geräuschkulisse des Scherengeklappers, der weiblichen Permanentunterhaltung, der summenden Trockenhauben wurde flankiert vom süsslichen Odorama der Haaarsprays, der Rasierwässer und Shampoos. Der Friseur und seine Kunden redete grundsätzlich nichts. Ich lernte ein weiteres Mal, dass Männer zum Schweigen geboren sind. - und im Ernst, ich glaube, dass das auch so ist. Wer jagt, schwätzt nicht. Aber Gott, ich schien vor dem Frisuerbesuch lange nicht in Spiegel geschaut zu haben. Jedes Mal übermannte mich der Ärger über meine eigene Hässlichkeit und die Mühe des Selbstbildupdates . Nur mit Mühe gewöhnte ich mich jedesmal wieder an meine Nase, meine Augen, meine ganze pubertäre Schnauze. Nach der ganzen Schnibbelzeremonie gings dann meistens wieder- ich war wieder mit mir selbst im reinen, mit meinen Pickeln, meinen dicken Lippen, meinem immer noch bartlosen, absolut langweiligen Gesicht zwischen den abstehenden Ohren. Endlich fertig, runtersteigen vom Stuhl auf die eingeschlafenen Füsse und zahlen. Die Tür ging auf, die Türglocke klingelte zum Abschied und raus gings. Draussen registrierten die gnadenlos freigeschnittenen Ohren die neuen Temperaturverhältnisse, das Eau de Cologne brannte erst und gefror dann zu Eis auf dem abgschabten Nacken. Wenn ein Kamerad einem auf dem heimweg begegnete, kam meistens ein dummer Kommentar: " Na, Murmel abgedreht?"
Dann gings nach Hause, der Mutter die Frisur zeigen und das Restgeld abgeben. Auf dem ganzen Heimweg stachen die abgschnittenen Haare unter dem Hemdkragen und Mutter sagte dann meistens: "Na da hinten hätte er ein bisschen mehr wegnehmen können für das Geld." Ja, so war es damals.